Seitdem ich als Kind, also viel zu früh, den Film … Jahr 2022 … die überleben wollen im Fernsehen sah, habe ich ein Endzeitfilmtrauma. Der Film von Richard Fleischer, mit Charlton Heston in der Hauptrolle, spielt im Jahr 2022 in New York City. Die Stadt ist völlig am Ende. 40 Millionen Menschen* kämpfen um Wasser, Nahrung und Wohnraum. Also vielleicht ähnlich wie schon bald auch in Berlin, aber das nur nebenbei. Für die meisten Zuschauer war der wohl größte Schockmoment des Filmes, als sich am Ende herausstellt, dass sich die hungrigen Massen – ohne es wissen – von Menschenfleisch ernährt haben. Von „Soylent Green“, wie der Film aus dem Jahr 1973 im Original heißt. Doch für mich war er größte Schockmoment ein anderer …
Charlton Heston spielt einen Polizisten, der mit Edward G. Robinson**, dem inzwischen ziemlich alt gewordenen Hollywood-Star der dreißiger Jahre, zusammenwohnt. Nicht, weil die beiden schwul sind, sondern weil, wie gesagt, der Wohnraum knapp ist***. Robinson ist es Lebens müde und begibt sich in eine öffentliche Tötungsanstalt, um sich einschläfern zu lassen. Als er auf dem Totenbett lag, durfte er sich zum Abschied auf einem Bildschirm die Welt anschauen, wie sie früher einmal war. Ich erinnere nicht mehr genau, was er alles zu sehen bekam, aber das Reh, das durch einen Wald lief, werde ich wohl nie vergessen. Wälder und Rehe, die gab es nämlich schon längst nicht mehr, in dieser kaputten Welt. Diese Vorstellung wars, die mir, damals acht, neun oder zehn Jahre alt, ein Endzeitfilmtrauma versetzte.
Warum ich Euch all das erzähle? Nicht, weil der Film in New York City spielt, das ist nur ein Zufall, sondern weil wir inzwischen fast soweit sind, wie Edward G. Robinson in „Soylent Green“ war. Wenn ich Hamburg, meine Heimatstadt, sehen will, so wie sie war, als ich sie liebte, muss ich mir alte Filme oder Dokumentationen anschauen. Dasselbe gilt für London oder Paris. Wenn ich richtige Männer sehen will, muss ich – bis auf ein paar Ausnahmen – mit den Jungs der alten Tage Vorlieb nehmen. Und wenn wir Pech haben, können wir in Zukunft noch nicht einmal mehr Artikel oder Bücher lesen ohne vor lauter Sternchengedöns brechen zu müssen.
50 Jahre später ist also ein bisschen was von dem, das in … Jahr 2022 … die überleben wollen vorhergesagt wurde, Realität geworden.
*2021 waren es etwa 8,4 Millionen Menschen
**Wohnraum ist in New York City tatsächlich knapp. Die Mieten sind in diesem Jahr über 30 Prozent gestiegen und sie waren für Normalbürger schon vorher kaum bezahlbar.
***Aufgrund einer Krebserkrankung war Edward G. Robinson bei den Dreharbeiten schon fast taub. Er starb am 26. Januar 1973, nur zwei Wochen nach dem Ende der Dreharbeiten.
Aufmacherfoto: Humphrey Bogart und Regisseur Mark Robson 1956 am Set von „The Harder They Fall“ („Schmutziger Lorbeer“).
Richtige Männer bekommen richtige Frauen. Die woken Schneeflöckchenjüngelchen sind armselige Waschlappen, völlig uninteressant, überflüssig und lächerlich. Und es hat sich nicht geändert. Ein gutes Kompliment zieht immer und ein Gentleman weiß, wie´s geht. Kürzlich: In ein rotes Cape gehüllte Blondine kommt des Weges und mir in den Kopf das alte Lied von Marius “Sie war siebzehn mit Beinen bis hoch zu den Ohren..” Eine Erscheinung des Entzückens und -ich schwöre es- sie wußte, daß sie von mir was zu hören bekommen würde: “Was für ein Fahrgestell..” Ihr bezauberndes, reizendes Lächeln hat mir den ganzen Tag noch im Kopf rumgespukt.
Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war Edward G. Robinson in Soylent Green der Vater des Polizisten Charlton Heston. Und er hat sich nicht einschläfern zu lassen, weil er das mit dem Menschenfleich herausgefunden hat, sondern weil er irgendwann nicht mehr leben wollte, bei der ständigen Werbung für’s Einschläfern. Charlton Heston wollte es noch verhindern, aber er ist zu spät gekommen. Dann hat er den Wagen verfolgt, der die Leiche von Robinson weggebracht hat, und dabei hat er entdeckt, dass die Modenahrung Soylent Green aus den Leichen freiwillig Eingeschläferter gewonnen wird.
Die Szene, die mir vor allem in Erinnerung ist, ist die Demonstration, bei der die Polizei mit Schaufelbaggern anrückt und damt die Demonstraten auf Müllwagen lädt, die sie wegbringen. Da sind wir vermutlich auch nicht mehr weit davon entfernt.
Moin, Norbert!
Hab Dank für Deinen guten Kommentar. Nee, EGR war nicht der Vater, er hieß Sol Roth und Heston hieß Robert Thorn. Mit dem Grund fürs Einschläfern hast Du dagegen wohl recht, ich werde es ändern.
“Soylent Green”, ein Film der sich auch bei mir in jungen Jahren für immer ins Hirn eingebrand hat, auch jene Szenen die Du beschreibst, sind es die mich damals packten und noch heute in meinem Kopf herumspuken.
Gut so, Sven, dann fühl ich mich dabei nicht so allein.